Die blutroten Schuhe (German Edition) by Falk Alana

Die blutroten Schuhe (German Edition) by Falk Alana

Autor:Falk, Alana [Falk, Alana]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
Herausgeber: Machandel Verlag
veröffentlicht: 2013-11-09T23:00:00+00:00


Cristan - Jahr VI

Kati stand am Klavier, den Arm auf den Deckel gelegt. Sie atmete schwer. Dunkle Schweißflecken auf ihrem Trikot zeugten von der Hingabe, mit der sie die tägliche Probe absolviert hatte.

Ich deutete auf ihre rosa Strumpfhose. „Wird dir das nicht langweilig?” Kati war die einzige Tänzerin, die auch nach zwei Jahren in der Kompanie noch dieselbe Trainingskleidung trug wie zu ihrer Zeit auf der Akademie.

Sie sah mich verständnislos an. „Was meinst du?”

Ich zupfte am Träger ihres Trikots. „Seit wie vielen Jahren trägst du täglich schwarz und rosa?”

„Ewig. Solange ich mich zurück erinnern kann.” Sie zuckte mit den Schultern. „Es war so lange Vorschrift, dass es mir komisch vorkommen würde, in etwas anderem zu trainieren.”

Ich nickte zu Yuki hinüber, die ein pink-türkis gestreiftes Trikot, eine durchsichtige Strumpfhose mit schwarzen Ornamenten und grellbunte Beinwärmer trug. Zwei verschiedene natürlich. „Für Yuki muss der Dresscode in der Akademie eine echte Höllenqual gewesen sein.”

Kati grinste. „Ja, sie lebt sich jetzt kleidungstechnisch voll aus.”

Yuki kam zu uns herüber. „Laura will sich vor der Aufführung noch eine Pediküre machen lassen. Die spinnt! Meine Füße fasst so kurz vorher keiner mehr an. Am Ende schabt der mir eine lang antrainierte Hornhaut ab. Eine Maniküre könnte ich allerdings mal wieder brauchen. Kommst du mit?”

Kati schüttelte den Kopf. Sie wirkte plötzlich angespannt. „Ich kann nicht.”

Yuki verdrehte die Augen. „Kati, du kannst doch nicht bis kurz vor Schluss trainieren. Du musst dich vor der Aufführung heute Abend etwas erholen. Du willst doch sicher fit sein für dein Solo.”

Katis Hände verkrampften sich ineinander und ihr Blick zuckte kurz zu mir.

„Nein … ich … ich muss … ich möchte noch etwas allein sein, vor der Aufführung”, sagte sie, ohne Yuki anzusehen.

Yuki verzog das Gesicht. „Ja klar. Erzähl das, wem du willst. Dann trainier eben, bis dir die Füße abfallen. Mir doch egal.” Mit sturmumwölktem Gesicht verließ Yuki die Probebühne.

Kati starrte ihr traurig hinterher.

„Sie hat es immer noch nicht verwunden, oder?”, fragte ich leise.

„Nein. Nicht wirklich.”

Kati war im letzten Jahr zur Demi-Solistin befördert worden und arbeitete jetzt hart daran, zur Solistin ernannt zu werden. Yuki hingegen war immer noch Gruppentänzerin und hatte bisher noch keinen einzigen Solo-Part erhalten.

„Ich versteh´s ja.” Kati seufzte. „Ich meine, wenn es andersrum wäre, würde ich verrückt werden.”

„Vielleicht solltest du dir ein wenig mehr Zeit für sie nehmen, vielleicht würde es etwas nutzen.” Ganz bestimmt sogar. Alles, was Kati vom Trainieren abhielt, würde etwas nutzen, auch wenn ich in letzter Zeit sehr selten hatte eingreifen müssen. Seit dem Moment auf der Bühne vor fast einem Jahr hatte sie die Schuhe kaum noch angefasst. Vielleicht war sie doch etwas Besonderes. Langsam, ganz langsam, wagte ich zu hoffen, dass ich eine Chance hatte. Nur noch ein Jahr, dann wäre die Wette vorbei. Dann wäre ich frei und hätte endlich die Macht über mein eigenes Leben.

Kati zog sich eine Strickjacke über ihre Trainingssachen. „Also, ich bin dann mal weg”, sagte sie beiläufig. Viel zu beiläufig.

Ich richtete mich auf und sah sie wachsam an. „Sagst du mir, was du vorhast?” Ich lächelte verschwörerisch, aber in mir brodelte es.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.